Gut kombiniert, Felix – Felix Gottwald – Österreichs erfolgreichster Olympionike

Cover Foto von Felix Gottwald für das Magazin Energie aus KärntenText entnommen vom Kelag Magazin „Energie aus Kärnten“

Fotografiert von Daniel Waschnig – Fotograf aus Kärnten

Hat er in seiner aktiven sportlichen Karriere noch Skisprung und Lan

glauf erfolgreich kombiniert, unterstützt Felix Gottwald heute online und analog als Coach, Trainer und Keynote-Speaker Menschen darin, den Balanceakt des Lebens zu meistern.

„Ich weiß bis heute nicht, ob das tatsächlich so ein enormer Erfolg war“, sind die Worte, die aus Felix Gottwalds Mund kommen, als er auf seine Leistungen als aktiver Sportler angesprochen wird. Mehr als bescheiden, möchte man meinen – schließlich konnte der in Zell am See geborene und heute in der steirischen Ramsau lebende Nordische Kombinierer neben zahlreichen WM-Triumphen auch beachtliche sieben Olympiamedaillen gewinnen. Damit ist er der erfolgreichste österreichische Olympionike aller Zeiten.

Den Balanceakt zwischen Ruhm und Bodenständigkeit hat Felix Gottwald also schon gemeistert, auch wenn er selbst immer weiter auf der Suche nach der perfekten Balance ist: „Als Nordischer Kombinierer habe ich ein Sportlerleben lang versucht, auf die perfekte Kombination von Langlauf und Skisprung zu kommen. Aber auch, wenn es für ein paar Medaillen gereicht hat, habe ich diese perfekte Kombi bis zum Schluss nicht gefunden.
Man kann sich ihr annähern, muss sich aber schlussendlich dann doch eingestehen, dass man das nie schaffen wird. Balance ist nichts Absolutes, sondern ein fortlaufender Prozess ohne fixes Ende. Das gilt auch und vor allem für den Balanceakt des Weiterkommens im Leben.“

Lebensschule

Und genau dieses Weiterkommen im Leben ist es, dem sich Felix Gottwald seit Beendigung seiner aktiven  Sportlerkarriere widmet – nicht nur für sich, sondern für mittlerweile tausende Menschen, die er als Coach, Trainer und Keynote-Speaker inspiriert und begleitet. „Wie jeder Leistungssportler stellte ich mir am Ende meiner Karriere die Frage, was ich jetzt eigentlich tun möchte. Der Weg zum Trainer bzw. Coach entstand da nicht am Reißbrett, da bin ich nach Veröffentlichung meines Buches ‚Ein Tag in meinem Leben‘ irgendwie hineingerutscht“, erinnert sich der 44-Jährige.

Denn den Menschen gefällt, was sie lesen. Sie fühlen sich vom Sportler und Menschen Felix Gottwald inspiriert. „Da habe ich bemerkt, dass es den Bedarf und die Nachfrage gibt – und vor allem, dass mir das Inspirieren und Begleiten
von Menschen Freude macht. Freude, die umso größer wird, je mehr Erfahrung ich sammeln darf.“ Denn auch wenn er heute als Speaker große Hallen und Webinar Räume füllt, war der Umstieg anfangs kein leichter, erinnert sich Felix Gottwald: „Am Beginn war es schwierig – die gute Nachricht ist aber, dass du so oder so immer nur du selbst sein kannst. Das ist ein Riesenvorteil, weil sich am Ende immer die Echtheit durchsetzt.“ Und so münzt Gottwald seine sportlichen Erfahrungen schnell auf den Coaching-Bereich um: „Ich habe recht schnell verstanden, dass ich den Sport als Vorbereitung für das sehen darf, was jetzt in meinem Leben ansteht. Das trifft sich vor allem deshalb
gut, weil der Sport für mich ohnehin eine Lebensschule war.“ Denn egal ob in der Loipe, auf der Schanze oder sonst wo mitten im Leben – für Felix Gottwald geht es darum, „den Tag dafür zu nutzen, sich weiterzuentwickeln, damit wir im besten Fall am Abend mehr über uns erfahren haben als noch am Morgen.“

Präsenz können wir lernen

Spätestens hier stellt sich natürlich die Frage: Hat der nordische Erfolgskombinierer auch die Erfolgskombination für ein erfülltes Leben parat? „Ich habe keine Formel“, so Gottwald. „Ich weiß aber, dass die zentrale Basis, auf der wir ein zufriedenes Leben errichten können, die Präsenz ist.“

Präsenz – das bedeutet für Felix Gottwald vor allem, im Hier und Jetzt zu sein. „Die Vergangenheit ist vorbei und die Zukunft, unabhängig von der Corona-Krise, ist noch nicht geschrieben. Wieso konzentrieren wir uns also nicht auf uns in genau diesem Moment?“, fragt Gottwald.

Und auch in diesem Zusammenhang hat der gebürtige Salzburger eine gute Nachricht: „Präsenz können wir üben. Der wichtigste Schritt, den meine Coaching-Kollegin Anna Demel und ich unseren Teilnehmern mit auf den Weg
geben, ist ein Schritt zurück – hin zu sich selbst. Es ist grob fahrlässig, Entscheidungen zu tre en, wenn wir nicht mit uns in Kontakt sind.“

Zu diesem In-Kontakt-Sein zählt auch, immer wieder zu re ektieren, wo es im Leben hingehen soll: „Das ist ein bisschen wie Händewaschen“, schmunzelt Gottwald. „Das machst du nicht einmal schnell zu Silvester und es reicht für die nächsten paar Jahre.“

Veränderung begrüßen

Neben der Präsenz ist es vor allem der Mut zur Veränderung, den Felix Gottwald in den Menschen entfachen möchte: „Aktuell ist Veränderung für viele von uns ohnehin alternativlos. Auch ein Virus sichert durch Veränderung seine Existenz. Wir treffen die Entscheidung, ob wir der Veränderung freudvoll und mit kindlicher Begeisterung oder angstvoll begegnen. Es geht schlicht und einfach immer darum, eigenverantwortlich und verantwortungsbewusst zu handeln.“

Verantwortung ist nicht optional

Diese Verantwortung gegenüber sich selbst, anderen und unserer Umgebung ist für Felix Gottwald heute zu einem absoluten Muss geworden: „Wir erleben ja gerade weltweit und fast gleichzeitig, wie ein kleiner, für uns unsichtbarer Virus unsere Welt im Griff hat. Veränderungen unseres Klimas haben wir im Vergleich dazu nicht mal ignoriert. Spätestens jetzt sollte uns klar sein, dass wir unser Verhalten und unser Handeln stetig überdenken müssen und nicht nur dann, wenn wir es mit einer Pandemie zu tun haben. Letztlich sitzen wir alle im selben Boot. Wir werden die 180-Grad-Wenden auch mit Covid-19 nur schwer zusammenbringen. Hingegen kleine Veränderungen freudvoll
zu begrüßen und stetig umzusetzen, das kriegen wir hin – für uns und unsere Kinder.“ Und wer weiß? Vielleicht hat Felix Gottwald mit genau dieser Kombination aus Reflexion, Verantwortung und Veränderung bereits den perfekten Balanceakt gefunden – oder ist ihm zumindest so nahe wie möglich gekommen.